Palenque – Bonampak – Yaxchilan (Maya Ruinen)
Ach, wie wunderschön ist Mexico!!!
Doch vorerst….
Nach drei anstrengenden Tagen Fahrt über schlechte Strassen, gesäumt von Regenwetten, sind wir endlich angekommen – im Palenque Nationalpark. Camping Mayabell, ein Campground mitten im Dschungel, ist noch immer, was er war vor acht Jahren – eine Oase des Friedens. Hier verbringen wir einige Tage, besichtigen die wunderschöne, wildromantische Ausgrabungsstätten Palenque, sichten und hören jede Mengen von Brüllaffen, geniessen die Abkühlung im sauberen Pool, tanken an Kräften auf und gönnen uns (Roman und Mona) ein feines Nachtessen im Campingrestaurant. Romans Magen beruhigt sich nach drei Wochen endlich wieder. Die Ära Durchfall scheint abgeschlossen zu sein. Hoffen wir’s zumindest.
Manfred und Rita aus Bayern, unterwegs mit ihrem Volvo, treffen wir hier bereits zum dritten Mal.
Von Palenque aus schauen wir uns auch die Ruinen von Bonampak und Yaxchilan an, welche bis vor kurzem – mangels Strasse – bloss per Flugzeug zu besichtigen waren.
Die Fahrt nach Frontera Corozal (Ausgangspunkt für Yaxchilan) verläuft doch sehr anstrengend, obwohl es weniger als 150 km von Palenque aus sind. Aber in jedem verflixten Dorf und davon hat es hier jede Menge, gibt es ‚zig Topes. Für alle, die Topes nicht kennen: Das sind Schwellen mitten in der Strasse, meistens nicht vorzeitig gekennzeichnet. Und wehe, du übersiehst eine….. Topes sind im Schritttempo zu bewältigen. Und manchmal sind sie so schlau gebaut, dass unser Speedy auch im Schneckentempo unten hängenbleibt. Bei jeder Tope versuchen dir die Einheimischen etwas anzudrehen, meistens Früchte, Gemüse oder Nüsse. In Nueve Mexico (eins der vielen Dörfer auf der Strecke) haben die Dorfbewohner die Topes noch getoppt. Sie haben riesige Steinbrocken auf die rechte Fahrspur gelegt. So kann man den Verkehr natürlich auch ausbremsen.
Nebst den Topes hat es natürlich auf der ganzen Strecke tausende von Schlaglöchern (manchmal bis zu zwei Metern Durchmesser), hie und da ein Stück Strasse, das fehlt, Velofahrer, Fussgänger, Reiter, Lastwagen und jegliche Arten von motorisierten und nicht motorisierten Mobilen und nicht zu vergessen, solche Touristen wie wir mit einem viel zu breiten und zu schweren Motorhome. Wir sind mittlerweile schon zufrieden, wenn die Strassen durchgehen geteert sind. Unser Speedy ist einfach nicht wirklich geländegängig… Aber wenn man sieht, wie arm die Bevölkerung in dieser Gegend lebt, was stören dann Topes und schlechte Strassen?
Wieder bietet sich uns ein erbärmliches Bild. Die Menschen hier schlafen auf dem Boden oder in Hängematten, unter einem Palmendach oder in einer schäbigen Holzhütte. Die Kinder stehen entlang der Strassen und verkaufen alles Mögliche. Haustiere sind grösstenteils Schweine oder Hühner. Die Männer laufen mit der Machete (riesiges Dschungelmesser) umher, da es sonst abseits der Strasse kein Durchkommen gibt. Wir kriegen den Eindruck, es gehe ums nackte Überleben. Und da wundert sich einer, wenn ganze Autokolonnen (kürzlich in dieser Gegend passiert) zum Stehen gebracht und überfallen werden.
Unterwegs unterhalten wir uns beim Wasserkaufen mit einem Einheimischen. Er bestätigt uns die Armut dieser Gegend und das, obwohl sie reich an Vegetation und voller Touristenattraktionen ist. Eine nicht ausgegrabene Ruine nach der Anderen säumt die Strasse. Ein riesiges, nicht genutztes Potential.
Nun denn, wir sind angekommen nach etwa drei Stunden Fahrt. Die Nacht verbringen wir auf dem Parkplatz direkt vor dem Anlegeplatz für die Boote, welche einem nach Yaxchilan bringen.
Morgens um 9.00 Uhr geht es los. 40 Minuten im Boot und wir sind da, in Yaxchilan. Lange Zeit sind haben wir die ganze Ausgrabungsstätte ganz für uns alleine. Zuerst geht es durch einen dunklen Gang mitten durch eine Mayapyramide. Fledermäuse hören wir fiepsen und wenig später um unsere Ohren flattern. Auch eine Riesenspinne klebt an der Decke. Wie gruselig! Als wir wieder Tageslicht sehen, fliegt gerade ein Tukan über unsere Köpfe und im Wald verschwindet ein Sereke (Meerschweinchenartige Viecher, jedoch grösser). Flora, Fauna und Pyramiden sind hier in Yaxchilan gigantisch. Langsam füllt sich die Stätte mit Touristen, was die Mystik schlagartig verschwinden lässt. Nach zwei Stunden Besichtigung besteigen wir wieder das Boot. Zum Abschluss brüllen Affen über unseren Köpfen und streiten sich um ihr Revier. Wüssten wir nicht, dass es sich bei diesem Geschrei um Affen handelt, so würden wir wohl mehr erschrecken. Das Geschrei hört sich an wie das Fauchen einer Raubkatze und schallt du rch den ganzen Dschungel. Einfach hammermässig, dieser Ort!!!
Auf dem Rückweg sehen wir sogar noch ein Krokodil einige Meter neben uns im Wasser. In diesem Fluss sollten wir wohl lieber nicht baden.
Die letzte Ausgrabungsstätte, welche auf unserem Programm steht heisst Bonampak. Ernüchternd, wenn man im Voraus Teotihuacan, Palenque und Yaxchilan gesehen hat. Neu allerdings sind die farbigen Wände. Doch es regnet in Strömen und wir verziehen uns baldmöglichst in unseren Speedy. Der Regen kühlt schön ab. Da sind wir auch nicht unglücklich nach den letzten schwülheissen Tagen und Nächten im Dschungel.
Und dann Agua Azul, eine herrliche Wasserlandschaft umgeben von Wald, Gras und massenweisen Ständen mit Kleidern. Zugegeben, die Preise sind ok. Aber macht es denn noch Spass ein Naturphänomen anzuschauen, wenn einem andauernd Leute von links und von rechts bestürmen, etwas zu kaufen? Einfach bloss mühsam – und traurig zugleich. Die Leute hier sind wieder mausarm. Kein Lachen, keine Freude, nichts. Selbst die Kinder sind ausdruckslos. Aber was sollen wir tun? Uns bleibt nicht mehr übrig, als Eintritt für Agua Azul zu bezahlen, die Sachen zu kaufen und die Leute hier so zu unterstützen. Aber was bleibt? Ein schlechtes Gewissen. Es fühlt sich plötzlich alles so sinnlos an. Die Reisefreude ist auf dem Tiefpunkt. Armut anzusehen und zu erleben ist schwieriger als erwartet.
Gut, endet der Abend in einer Stadt, in San Cristobal de las Casas.
San Cristobal gefällt uns so gut, dass wir spontan beschliessen, hier längere Zeit zu bleiben. Das Klima ist super, die Menschen angenehm, der Camping sauber, schön und erst noch kindertauglich. Und es hat sogar einen Billardtisch.
Kurzerhand melden Roman und Mona sich, abwechslungsweise natürlich, in einer Spanischschule an. Bisher haben wir mehr schlecht als Recht ein bisschen Vokabeln gebüffelt und einiges weniges an Grammatik dazu gelernt. Nun erhoffen wir uns grössere Erfolge.
Es scheint, wir sind angekommen.